Freitag, 9. November 2012

Freitagsgedanken 2

Aus den Augen, aus dem Sinn. Ein bekanntes Sprichwort. Und doch mehr als nur eine Redewendung.

Egal, ob man nur die Schule wechselt, ein Umzug ansteht oder ob Krankheiten oder schlimmstenfalls der Tod die Ursache sind. Sobald ein Mensch nicht mehr präsent ist, gelangt er in Vergessenheit. An den ersten Tagen meldet man sich noch bei ihm, nach einigen Wochen denkt man ab und zu noch an ihn, aber dann war es das schon. Treffen werden vereinbart, Treffen werden kurzfristig wieder abgesagt. Nach ein paar Versuchen wird auch das aufgegeben.

 Jeder hat mit sich selbst zu tun. Scheinbar ist es in der Zeit von SMS, Mails und Facebook, in der die Kommunikation eigentlich leichter als je zuvor ablaufen sollte, schwieriger geworden, Freundschaften aufrecht zu halten. Im Gegenzug fällt es aber immer leichter, eine Verabredung kurzfristig abzusagen oder sich gar nicht mehr zu melden. Ein paar gut gemeinte Worte fallen schwerer, als eine Absage. Zu twittern, was man am Abend alles getrunken hat, geschieht schneller, als einen Freund in einer fremden Stadt anzurufen. Es scheint eine unüberwindbare Schranke zu sein zwischen Menschen, die noch da sind, wo sie waren und Menschen, die aus welchem Grund auch immer, weggehen mussten. Wenn man umzieht oder auch nur die Schule oder den Job wechselt, ist man jedoch trotzdem nicht aus der Welt. Oft erfährt man trotzdem Neuigkeiten voneinander.

Anders ist es jedoch, wenn das schlimmste Ereignis überhaupt eintrifft: wenn jemand, der uns nahe steht, von uns geht. Egal, aus welchen Gründen, es ist immer etwas, was unsere Welt auf den Kopf stellt und uns glauben lässt, dass nichts einen Sinn hat. Ob es ein Familienmitglied ist, ein Freund, eine flüchtige Bekanntschaft oder eine Mensch aus der Vergangenheit. Wenn man ein Herz hat, kann einem so etwas eigentlich nicht kalt lassen. Oder doch? Kann es möglich sein, dass manche Menschen ihre Lieben sofort vergessen, sobald sie nicht mehr bei uns sind? Kann man innerhalb weniger Wochen einen Menschen vergessen, der viele, viele Jahre eine riesige Rolle in unserem Leben gespielt hat? Wird es heutzutage schon als seltsam wahrgenommen, wenn man trauert? Ich komme nicht umhin mich zu fragen, ob unsere Gesellschaft so abgebrüht ist, dass sie mit solchen Verlusten ohne eine Träne zu vergießen umgehen kann. Ich jedenfalls kann es nicht. Ende.

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